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Rauchkofel - der einsame Berg

  • Eva-Maria Fankhauser
  • 17. Aug. 2020
  • 3 Min. Lesezeit

Wer das Gefühl hat die Berge mit zu vielen anderen Wanderern teilen zu müssen, dem lege ich einen abgeschiedenen Gipfel wie den Rauchkofel ans Herz. Hier trifft man auf der langen Tour fast keine Menschenseele. Aus einem guten Grund: Der Weg bis zum Gipfel auf den Grenzberg zwischen dem Zillergrund und dem Ahrntal ist von der Tiroler Seite ein echter "Hatscher". Und wenn ich weit sage, dann meine ich weeeeeeeeiiiiit. Dafür aber auch ruhig und mit grandioser Aussicht am Gipfel.


Startpunkt ist in Bärenbad am Ende der Mautstraße in den Zillergrund. Von dort geht man über einen Bach, an der Sulzbodenalm vorbei und in den Hundskehlgrund hinein. Es geht stetig bergauf und bis etwa zur Hälfte des Seitentals auf einer Froststraße entlang. Mountainbiken ist dort scheinbar verboten, wäre aber für die lange Strecke eigentlich ideal. Bei einer alten Zollhütte nach der letzten Alm endet die Straße. Ab dort führt ein schöner Wanderweg weiter ins Tal hinein. Links und rechts plätschern immer wieder kleine Wasserfälle ins Tal. Der Blick geht in Richtung Hundskehljoch. In Serpentinen geht es in etwas mehr Steigung aufs Joch hinauf und an zwei Marterln vorbei. Ohne Bike-Unterstützung ist man da schon mal 2.5 Stunden unterwegs und hat etwa die Hälfte des Weges geschafft.


Oben angekommen entschädigt ein super Ausblick auf die Dolomiten und Venediger Gruppe (Hohe Tauern) den langen Aufstieg. Auch das Tagesziel, der Rauchkofel, thront nordöstlich auf. Das Ziel vor Augen führt der Weg entlang des Kammes in leichtem Auf und Ab an der Seewande. Unterhalb kommt der Waldnersee auf Südtiroler Seite ins Blickfeld. Bis der Pfad vom Kamm abführt und am Lausitzer Weg in Richtung Sauwipfel führt. Dort mündet auch der Weg auf den Rauchkofel von der italienischen Seite ein. Allerdings verliert man bis dorthin ziemlich viele Höhenmeter, da der Weg relativ weit nach unten führt und dann erst wieder kurz vor der Einmündung ansteigt. Von dort geht es zackig und steiler bergauf. Stück für Stück wird es immer felsiger, bis man direkt am Südgrat entlang in Richtung Gipfel klettert. Meist sind es nur I-Stellen, maximal leichtere II-Kletterpassagen, die man aber umgehen kann. Ich habe mich ein, zwei Mal verstiegen und musste wieder umkehren bzw. einen großen Bogen um einen Felskopf gleich zu Beginn des Südgrates schlagen. Man findet immer wieder Steinmännchen oder verwaschene Markierungen und muss sich seinen eigenen Weg auf den Gipfel bahnen.



Der Gipfelsieg ist daher umso herrlicher: Wohlverdient und der Rundumblick haut einen fast aus den Bergschuhen. Der Großvenediger wirkt zum Greifen nah, aber auch der Blick auf die Dolomiten und Zillertaler Alpen ist traumhaft schön. Vor allem die imposante Reichenspitze samt umliegender Berge und Gletscher oberhalb des Speicher Zillergründl liegen direkt vor einem - ein eindrucksvolles Bild. Dazu kommt die Abgeschiedenheit des Grenzberges und somit die wenigen Bergsteiger. Zwar ist die Tour von Südtiroler Seite deutlich kürzer, dennoch trifft man dort oben nur wenige Bergsteiger. Ich für meinen Teil habe drei Wanderer unterwegs getroffen. Den Gipfel hatte ich für mich allein. Besser geht's kaum.


Abstieg

Eigentlich wollte ich schon bergauf anstatt des Lausitzer Weges weiter den Südost-Grat direkt in Richtung Gipfel gehen. Da es anfangs aber noch sehr nass und moosig auf den Steinen dort war und nach dem dritten Mal Ausrutschen und zwei blauen Flecken am Schienbein, habe ich mich entschieden den Lausitzer Weg bergauf zu nehmen und bergab die Alternative über den Südost-Grat. Denn wie sich herausstellte war der Lausitzer Weg ohnehin ein netter Umweg und bedeutete eben auch den Verlust vieler Höhenmeter. Und bergauf wollte ich beim

Bergabgehen definitiv nicht mehr.

Also stieg ich vom Gipfel schon früh am Grat östlich ab, hielt querfeldein in Blockkletterei auf zwei Schneefelder zu, rutschte so einige Höhenmeter gemütlich ab und kletterte dann weiter über Felsen und Felsen und Felsen. Ab den Schneefeldern fand ich immer wieder viele Steinmännchen oder hochaufgestellte Steinplatten als Markierungspunkte. Ich hielt mich in der Nähe des Grates und kam dann wieder am Kamm des Hundkehlsjochs heraus. Ab dort ging es wieder den selben Weg retour wie hinauf. Viel Zeit kann man sich da nicht sparen, da die Blockkletterei zwischen den Felsen doch viel Zeit beansprucht.



Tourdaten


Startpunkt: Bärenbad Zillergrund

Höhenmeter: knapp 2000 hm

Gehzeit Ziel: 4.5 bis 5 Stunden

Gut zu wissen: Eine große Portion Ausdauer, gutes Schuhwerk und eine Vorliebe für Blockkletterei sind für diese Tour definitiv eine gute Voraussetzung. Der Lausitzer Weg vom Hundskehljoch ist tatsächlich eher ein Umweg und man muss auch viele Höhenmeter wieder absteigen. Daher empfiehlt sich der Südost-Grat. Der ist zwar weglos, da es über Felsen in Blockkletterei bergauf geht, aber immer wieder mit Steinmännchen markiert.





 
 
 

1 Comment


Christian.Prem
Aug 15, 2023

Hallo Eva-Maria,

bei meiner Recherche den Rauchkofel von der Zillertaler Seite zu erreichen, bin ich dankenswerterweise auf Deinen ausführlichen und hilfreichen Beitrag aufmerksam geworden. Da hast Du dir mit dem Verfassen sehr viel Mühe gemacht. Möglich dass es Dir als Journalistin "sehr leicht von der Feder geht". Bist Du die Eva-Maria von der Tiroler Tageszeitung? Ich wollte dir neben dem "Danke" noch mitteilen, dass mittlerweile der Hundskehlgrund als offizielle MTB-Strecke sogar bis zum Joch beschildert ist. Vielleicht magst Du das in deinem Beitrag ergänzen. Meine Maria und ich hatten die Räder zwar nicht dabei, aber sollten wir wieder da mal rein wollen, wäre das Rad bis zur Zollhütte eine gute Option, danach ist es wohl nur extremen Radlern vorbehalten.Ich wünsche…

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