Olperer - ein Berg, der es in sich hat
- Eva-Maria Fankhauser
- 14. Aug. 2020
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 30. Aug. 2020
Das Gipfelkreuz am Olperer thront wie eine Kirsche am Sahnehäubchen über dem Hintertuxer Gletscher und dem Schlegeisspeicher. Sein Anblick zieht viele in den Bann. Die markante Spitze in Pyramidenform ist von vielen Berggipfeln aus unverkennbar zu sehen. Ein Berg auf dem man mal stehen muss. Aber auch ein Berg, der nicht jeden immer willkommen heißt.
Das Auto haben wir am Schlegeisspeicher geparkt. Von dort geht zuerst durch den Wald und dann weiter durch Latschen zügig und in stetiger Steigung bergauf in Richtung Olpererhütte. Entlang des Bachverlaufes quert man den Riepenbach auf einem Plateau. Die Hütte ist schon in Sicht bevor es nochmal etwas steiler bergauf geht.
Nach einem kurzen Einkehrschwung und einen guten Kakao am frühen Morgen geht es weiter in Richtung Olperer. Die beliebte Hängebrücke ist zwar zu dieser Zeit ausnahmsweise noch menschenleer - sie galt 2019 als DAS beliebteste Fotomotiv Österreichs - aber unser Ziel vor Augen, ist die Brücke an diesem Tag totale Nebensache. Es geht zügig weiter bergauf. Am großen Riepenkees angekommen konnten wir dank der guten Witterung der vorigen Tage ohne Steigeisen weiter aufsteigen. Im Zick-Zack geht es über das Firnfeld und wir werfen im ersten Sonnenschein einen Blick auf den dahinter liegenden Hintertuxer Gletscher mit Skigebiet.

Bei der Anseilstelle zur finalen Etappe am Südostgrat bis zum Gipfel sind wir vorerst ohne Sicherung weiter. Hier beginnt eine Kletterei (II) mit vier Bohrhaken zum sichern. Je nach Witterung muss individuell entschieden werden, wie gesichert wird. Wir hatten ideale Bedingungen und kamen super voran. Kurz vorm Gipfel gelangt man zu einem markanten Felskopf. Diesen kann man überklettern oder ostseitig umgehen.
Oben angekommen hat man einen fantastischen Ausblick über die Zillertaler Alpen und bei guter Fernsicht reicht der Blick über viele Täler hinweg von der einen Seite bis zur Zugspitze und zur anderen Seite bis zum Groß Venediger. An dieser Stelle sei aber erwähnt, dass es am Olperer ein großes Minus gibt: Er zählt zu jenen Gipfeln die auch am strahlendsten Sommertag meist mit einer Wolkenhaube bestückt ist. Wir hatten tatsächlich richtiges Wetterglück und durften einen so gut wie freien Rundumblick genießen. Ein toller Tag!

Abstieg
Es ging wieder auf dem gleichem Weg retour. Bergab haben wir uns dann am laufenden Seil gesichert, da die Tritte doch teils etwas verschneit und leicht eisig waren. Unterhalb des Firnfeldes haben wir dann aber doch noch einen kleinen Abstecher zum Riepenkopf (2.859m) gemacht haben. Es ist nur ein kleiner Umweg auf den etwas unscheinbaren Gipfel, aber nochmal ein schöner Zwischenstop mit tollem Ausblick auf den Schlegeisspeicher und die umliegenden Berge: Schönbichlerhorn, Großer Möseler und Hochfeiler.
Tourdaten
Ausgangspunkt: Schlegeisspeicher Zillertal
Höhenmeter: 1.708 hm
Gehzeit Ziel: etwa 4 Std.
Gut zu wissen: Auch, wenn der Olperer ein sehr beliebtes Bergziel ist, kenne ich viele Alpinisten, die umkehren mussten oder das Wetter unterschätzt haben. Der Olperer ist kein "lockerer" 3000er, den man mal schnell macht. Das kurze Firnfeld stellt in der Regel kein Problem dar, daher meinen viele, dass man "einfach" hinauf kommt. Doch die Kletterei bis zum Gipfel kann unter Umständen - je nach Witterung - zur Herausforderung werden. Schnee, Eis und Nebel werden da schneller zum Problem, als man meint. Das sollte man durchaus bedenken, wenn man den Olperer erklimmen will. Klettergurt, Seil und Co. zum Sichern gehören zur Ausrüstung. Wir haben uns zwar bergauf nicht angeseilt, aber beim Abstieg sehr wohl gesichert. Sicher ist eben sicher.
Übrigens: Ich habe für die Tiroler Tageszeitung einen Artikel zum 150-jährigen Jubiläum des bekannten Zillertaler Berges geschrieben. Könnt ihr hier nachlesen: https://www.tt.com/artikel/12796001/mit-einer-portion-mut-im-rucksack
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