top of page

#tirolerbergmadl

  • Weiß Instagram Icon
  • White Facebook Icon

Großglockner über den Stüdlgrat

  • Eva-Maria Fankhauser
  • 3. Aug. 2020
  • 4 Min. Lesezeit

Was für ein grandioser Tag! Einmal am höchsten Berg Österreichs zu stehen, klingt super. Aber ganz ehrlich: Es ist noch viel viel viel viel besser, als man es sich vorstellt. Dieser Ausblick, dieses Gefühl, diese Freude und auch dieser Stolz es geschafft zu haben, aber vor allem diese Dankbarkeit dort oben stehen zu dürfen - das ist einfach umwerfend schön.



Um 3.30 Uhr haben wir uns in Fügen im Zillertal getroffen. Sieben Leute, die schon so manches Bergabenteuer zusammen erlebt haben und gerade aufs nächste zusteuern - auf den Großglockner. Um 5.30 Uhr sind wir beim Lucknerhaus hoch über Kals angekommen. Auto geparkt, noch der letzte Equipment-Check und um kurz vor 6 Uhr ging es los. Unser erstes Etappenziel war die Stüdlhütte, die wir unschwierig entlang des gut markierten Wanderweges und vorbei an der Lucknerhütte hinein ins Ködnitztal nach gut 1.5 Stunden erreichten. Dort legten wir eine kurze Rast ein - zum einen, um unsere Schlafsachen dort zwischen zu lagern und zum anderen, um den ersten bzw. zweiten Schwung an Bergsteigern einen Vorsprung zu geben. Wir hofften dadurch auf weniger Wartezeit an den Schlüsselstellen am Stüdlgrat.


Stüdlgrat

Ein, zwei Kaffeetscherl - bzw. heiße Schokos für mich - ging es für uns von der Stüdlhütte steil bergauf bis zu einem kleinen Plateau, wo der Gletscher auf uns wartete. Wir legten aber noch einige Höhenmeter auf einer Moräne zurück, bevor wir auf den Gletscher eingestiegen sind. Zuerst in gemächlicher Steigung, dann stetig steiler ging es unterhalb des Luisenkopfs vorbei und schnurstracks auf den Einstieg zum Stüdlgrat zu. Dort haben wir uns Klettergurt und Helm angezogen. Sichern ist ab dieser Stelle noch nicht zwingend nötig. Über die Peterstiege ging es linksseitig des Grats in einer schönen Blockkletterei (1 bis 2) nach oben. Man durchquert einen Kamin und kommt schließlich zum bekannten "Frühstücksplatzl", das mit einer gelben Tafel markiert ist. Ab hier heißt es: anseilen! Das Frühstücksplatzl ist auch eine Art Zeitmarke. Wer bis hier hin länger als 3 Stunden von der Stüdlhütte braucht, der sollte die Tour an dieser Stelle besser abbrechen und umkehren. Denn die eigentliche Kletterei und Herausforderung fängt da erst so richtig an - und der Weg ist noch weit.



Wir bildeten zwei Seilschaften mit je drei und vier Personen. Nach kurzer Wartezeit - drei Gruppen waren vor uns am Frühstücksplatzl - fiel schließlich der Startschuss fürs Klettern. Doch weit sind wir nach der ersten Verschneidung (3) und einigen weiteren Höhenmetern nicht gekommen, bis wir wieder "anstehen" mussten, da die vorigen Gruppen deutlich langsamer unterwegs waren. Bei so manchem musste man sich auch fragen: Warum tut der sich das an? Der Stüdlgrat ist nichts für jedermann. Ohne Klettererfahrung, Trittsicherheit und alpine Erfahrung ist der Aufstieg nicht zu empfehlen.

Da wir gut ausgerüstet waren und ein eingespieltes Team sind, konnten wir die "langsameren" Seilschaften nach der sogenannten Kanzel (eine ausgesetzte Kante, die man südöstlich umgeht) Schritt für Schritt überholen. Denn Vorbeilassen ist für viele - leider - kein Thema. Aber wir haben es trotzdem gut sowie sicher vorbei geschafft und konnten so in unserem Tempo weiter bergauf klettern. Die weitere Route ist teils mit Bohrhaken, Eisenstangen oder Drahtseilen versichert. Das "Klapfl" ist eine der Schlüsselstellen (3+) bei der es einiges an Kraft in den Armen braucht, um sich eine glatte Steinplatte hochzuziehen - als Hilfe ist dort ein Seil angebracht. Danach ist der Gipfel nicht mehr weit. Wir konnten nochmals einige Seilschaften an der Westseite des Grats hinter uns lassen und haben unsere eigene Linie bis zum Gipfelaufschwung gefunden.


Und dann war da dieser traumhafte Ausblick!

Während die meisten Bergsteiger kamen und nach wenigen Minuten wieder gingen, verbrachten wir rund zwei Stunden am Gipfel - "jausnen", Ausblick genießen, fotografieren, den Aufstieg revue passieren lassen, den Abstieg besprechen und einfach beim Ratschen. Ich für meinen Teil hätte da noch ewig sitzen können.

Das Wetter war auch auf unserer Seite und das war nicht nur für den Rundumblick über die Bergwelt perfekt, sondern auch für die Konditionen bei Auf- und Abstieg.




Abstieg

Retour zur Stüdlhütte ging es über den Normalweg. Eine kurze Kletterei führt vom Gipfel zur eindrucksvollen Pallavicinirinne zwischen dem Groß- und Kleinglockner. Dann geht es wieder wenige Höhenmeter hinauf auf den schmalen und schneeigen Grat des Kleinen Glockners. Danach führt eine leichte Kletterei bergab auf einen Sattl, wo man das sogenannte Glocknerleitl erreicht. Eine steile Schneerinne, die auf den Gletscher hinunter führt. Wir entschieden uns hauptsächlich mittig über Schnee und Eis mit dem Pickel als zusätzliche Sicherung abzusteigen und nur teils aufs Felsgelände auszuweichen. Übern Gletscher ging es dann in einer lustigen Rutschpartie flott bergab bis zur Adlersruh, die auf 3.454 m als die höchstgelegene Schutzhütte Österreichs gilt. Eine kurze Rast später machten wir uns weiter über den Mürztalersteig (seilversichert) zum Ködnitzkees. In einem weiten Bogen umgingen wir die zahlreichen Spalten in südwestlicher Richtung und hielten wieder auf den Luisengrat zu. Vom Ende des Gletschers führt ein gemütlicher Wanderweg wieder zur Stüdlhütte.

Dort übernachteten wir, damit wir nicht am selben Tag noch die weite Heimreise antreten mussten und unseren Gipfelsieg noch ein bisserl feiern konnten.

Am nächsten Tag ging es dann am selben Weg wie hinauf zur Hütte wieder retour zum Parkplatz und ab nach Hause.



Tourdaten


Start: Parkplatz Lucknerhaus bei Kals

Höhenmeter: 1900 hm

Gehzeit: Gut 5.5 Std. bis zum Gipfel; Abstieg über Normalweg (Adlersruh) bis zur Stüdlhütte: 2 Std.

Gut zu wissen: Für diese Tour braucht es nicht nur eine große Portion an Kondition, sondern auch alpine Erfahrung, viel Vorbereitung für die optimale Route und die richtige Ausrüstung: Helm, Gletscherausrüstung (Steigeisen, Seil, Klettergurt, Pickel), Expresschlingen, Bandschlingen;

Wichtig ist auch, dass man mit "Stauzeiten" am Stüdlgrat, aber auch beim Abstieg rechnen muss. Das kann die Gehzeit stark beeinflussen.




 
 
 

1 Comment


Martin Borger
Martin Borger
Aug 03, 2020

Wirklich großartiger, informativer u. spannender Tour-Bericht. Mensch spürt richtig die Faszination die die Berge auf dich ausüben, aber auch genaue Infos zu Routen und Schwierigkeitsgraden sind dabei.


Mir fehlten nur ein wenig die Details, welche Bergketten u. markanten Gipfel am höchsten Punkt Österreichts noch zu erkennen sind.

Like
bottom of page